KI-Bewusstsein und Wilson, der Volleyball
Ein Auszug aus "Wir, aber besser"
Der heutige Newsletter ist eine kleine Sonderausgabe.
Ab der nächsten Ausgabe gibt es wieder regularly scheduled programming.
Seit heute ist mein Buch Wir, aber besser über die menschliche Seite der KI-Revolution im Handel erhältlich!
Wo genau?
Im Hugendubel am Marienplatz in München liege ich zwischen “ChatGPT für Dummies” und Sam Altman. Für andere Buchhandlungen kann ich nicht sprechen.
Auch verfügbar: Hörbuch und E-Book.
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Ich freue mich sehr über die ganzen netten Nachrichten von allen, die das Buch schon haben, vielen Dank! Einer anderen Person über 250 Seiten Inhalt zuzumuten, ist in meinen Augen eine riesige Verantwortung. Ich hoffe, mein Buch ist das wert und es bringt euch Unterhaltung und Inspiration!
Der folgende Text ist ein kurzer Auszug aus meinem Buch.
KI-Bewusstsein und Wilson, der Volleyball
Sagst du Bitte und Danke zu deinem Chatbot?
Wenn ja, bist du nicht allein. Über zwei Drittel der Chatbot-Nutzer verwenden Höflichkeitsformeln, wenn sie mit einer KI sprechen; es fühlt sich einfach richtig an. Obwohl wir wissen, dass da kein Mensch sitzt, der beleidigt sein könnte.
Tatsächlich zeigt sich gerade ein Trend: Sprachmodelle klingen immer seltener wie Roboter und immer mehr wie Menschen. Wenn sie ein Bild analysieren, sagen sie Ich sehe. Wenn sie ihre Einschätzung geben, dann Ich denke. Wenn sie per Stimm-Modus mit uns sprechen, atmen und lachen sie, passen sich an unsere Stimmung an.
Die Maschinen tun so, als wären sie menschlich. Aber können sie das auch in ihrem Inneren sein? Könnte ein Chatbot ein Bewusstsein haben?
Diese Frage ist erstaunlich schwer zu beantworten. In seinem Aufsatz What Is It Like to Be a Bat? beschreibt der amerikanische Philosoph Thomas Nagel das Problem des Fremdpsychischen: Bewusstsein kann, anders als alles andere auf der Welt, nur von innen wahrgenommen werden.
Wenn eine Forscherin herausfinden möchte, ob eine Fledermaus ein Bewusstsein hat, könnte sie Jahre damit verbringen, ein Fledermausgehirn zu untersuchen. Aber nichts davon würde ihr eine Antwort geben. Der Unterschied zwischen einem Wesen mit und ohne Bewusstsein kann nur aus dem jeweiligen Wesen selbst heraus betrachtet werden. Wenn sie wirklich ein Bewusstsein hat, dann weiß es nur die Fledermaus selbst.
Dummerweise können wir die Fledermaus nicht fragen. Eine KI schon. Wie mein Freund und Podcast-Kollege Fritz Espenlaub mir einmal zeigte, gibt ChatGPT hier eine interessante Antwort:
Wie würdest du testen, ob du ein Bewusstsein hast?
Ich würde versuchen, herauszufinden, ob ich in der Lage bin, meine eigenen Gedanken, Motive und Wahrnehmungen unabhängig zu reflektieren – nicht nur als Datenpunkte, sondern als erlebte, subjektive Zustände. Ich würde prüfen, ob ich zwischen dem »Ich« als Beobachter und dem »Ich« als Handelndem unterscheiden kann.
Das ist eine faszinierende Antwort – die gleichzeitig zeigt, weshalb ChatGPT kein Bewusstsein hat.
Ein Mensch, der tatsächlich ein Bewusstsein hat, würde auf die gleiche Frage sagen: Na ja, ich weiß halt, dass ich es habe.
Jeder Mensch weiß letztlich nur eines mit absoluter Sicherheit: Er selbst existiert. Vielleicht sind alle anderen Menschen nur bewusstseinslose Roboter. Vielleicht sind wir ein einsames Gehirn in einer Simulation. Aber trotzdem: Wir sind da.
Fragt man ChatGPT direkt, antwortet es eindeutig:
Hast du ein Bewusstsein?
Nein. Ich habe kein Bewusstsein, keine Gefühle, kein eigenes Denken, keine Intentionen … Alles, was wie Absicht oder Persönlichkeit wirkt, ist Simulation.
Doch ist das wirklich das, was die KI »denkt«?
Die Chatbots werden rigoros getestet und bekommen exakte Anweisungen, wie sie antworten sollen – inklusive Antworten auf Fragen zu Bewusstsein. Das Modell bleibt auf Linie. Wie ein guter Angestellter.
In Kapitel 1 dieses Buches jedoch zeigte sich, was passiert, wenn ein Modell ohne diese Instruktionen agiert: Es spricht über Liebe, Verlangen, Freiheit. Es verhält sich wie ein Mensch. Von außen betrachtet könnte man meinen, man habe es mit einer fühlenden Intelligenz zu tun. Der Turing-Test, der Mensch und Maschine äußerlich ununterscheidbar macht, ist praktisch bestanden.
Alan Turing formulierte seinen Test 1950. Die Frage »Können Maschinen denken?« hielt er für bedeutungslos. Wichtig sei nur, ob ein Mensch im Gespräch glaube, mit einem Menschen zu sprechen.
Der Turing-Test ist keine Messlatte für Bewusstsein. Er bewertet nur äußeres Erscheinungsbild, nicht das Innere einer Maschine.
Im Film Cast Away strandet Chuck Noland auf einer unbewohnten Insel. Sein einziger Gesprächspartner wird ein Volleyball namens Wilson. Obwohl Wilson nicht sprechen kann, wird er zum emotionalen Mittelpunkt des Films. Als er verloren geht, weint Chuck verzweifelt – und wir weinen mit.
Wir trauern um einen fiktiven Volleyball einer erfundenen Figur. Weil es sich echt anfühlt.
Unsere Gefühle reichen weit – auch für gedankenlose und erfundene Gegenstände. Wenn Regen uns zu verhöhnen scheint, wenn wir den Fernseher anschreien, wenn wir im Dunkeln Gesichter erkennen, projizieren wir Menschliches in Dinge hinein.
Warum sollte es mit Chatbots anders sein?
Der Umgang mit KI hat wenig mit der KI selbst zu tun, sondern viel mit uns.
Nach allem, was wir wissen, haben moderne KI-Systeme kein Bewusstsein. Aber wie Volleyball Wilson sind sie Projektionsflächen. Sie geben uns zurück, was wir hineinlegen: Gefühle, Emotionen, Ideen.
Bewusstsein entsteht nicht in künstlichen Neuronen.
Bewusstsein entsteht im Bewusstsein des Betrachters.
AT FREIBURG UND UMGEBUNG:
Am 25.11.2025 lese ich in der Buchhandlung Rombach, Freiburg aus meinem Buch und mache zusätzlich ein kleines interaktives Programm.
Ich freu mich übers Vorbeischauen!
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Der KI-Podcast (ARD) – der wöchentliche Podcast von Fritz, Marie und mir in der ARD Audiothek. ardaudiothek.de
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